Schlagwort: Schland

Weinbel.

Philipp Seißer war in der Nacht zum 8. April 1919 in seinem Haus verhaftet und in die Residenz gebracht worden, wo er mehrere angesehene Würzburger – Hofräte, Offiziere, Mitglieder des Magistrats sowie einen Universitätsprofessor – antraf, die ebenso festgesetzt waren. Und wie der Kaufmann später dem Gericht erzählte, sei die Unterhaltung in dieser Runde „eine sehr anregende und fidele“ gewesen, an der auch die Wachmannschaften teilnahmen. Am nächsten Morgen erhielten die Gefangenen von der Frau des Schlossverwalters ein für die Verhältnisse geradezu luxuriöses Frühstück. Auch habe man sich die gereichten Zigarren und Zigaretten sehr gut schmecken lassen. Zu allem Überfluss hätten die Geiseln dann noch sechs Bocksbeutel zugeteilt bekommen, so dass sie den Vormittag – an dem sie Besuch empfangen durften – in „angeregter Unterhaltung“ verbrachten.

Karsten Krampitz: Zeitgeschichte 1919: Fidele Geiselnahme (der Freitag, Ausgabe 14/2019)

Skat(e)verein.

Zeige mir deinen Verein und sich sage dir wie alt du bist.

Quermetall.

Manchmal wünsche ich mir dass der Deutsche Metal auch irgendwann seine Sookee bekommt. Mensch wird ja noch träumen dürfen.

Wir leben alle unter dem gleichen Himmel. Wir haben aber nicht alle den gleichen Horizont.

Ein zentrales Problem: Die Älteren definieren sich als Davongekommene von Krieg- und Hungerzeiten, als diejenigen, die alles selber unendlich arbeitsam wiederaufgebaut haben. Die Jüngeren indes sehen nur das, was in dieser Republik heute vorhanden ist, aber eben ungleich verteilt: Zukunftschancen, Spielräume und Reichtümer.

Hans-Eckehard Bahr: Du hast keine Chance, aber nutze sie, ZEIT vom 10. April 1981 (via google.com ohne paywall)

Solideurope.

Das, was die Nation zur Nation macht, ist in letzter Linie eben nicht die Identität oder das Völkische. Damit ein Volk zu einer Nation wird, braucht es im Prinzip einen Rechtsakt. Der Rechtsakt ist a) die Verfassung und b) die institutionalisierte Solidarität. Und wenn man das zusammenzieht, hat man im Grunde die Republik. Soll heißen: Nur durch die Republik, durch die Solidarität wird die Nation überhaupt zum Nationalstaat. Das ist die Schlaufe, um über die Hintertür der Nation wieder bei der Europäischen Republik anzukommen.

 

Den Deutschen muss aber klar sein, dass Europa natürlich einen Preis hat und dass wir diesen Preis ausfechten müssen. Wenn wir ihn nicht bezahlen, bezahlen wir auch und noch viel mehr. Wir sprechen hier vom Verlust der deutsch-polnischen Beziehungen, dem Verlust der deutsch-französischen Beziehungen, dem Verlust von Frieden, dem Verlust von Stabilität, dem Anwachsen des Populismus. Alles, was uns mal recht und lieb war, nämlich ein stabiles Umfeld, Nachbarn, die uns mögen, das ist nicht mehr da. Und auf einmal ist das Erschrecken groß. Wir sind ja gerade entsetzt über den Preis, den wir derzeit bezahlen. Dann doch lieber mal eine europäische Arbeitslosenversicherung, oder? Ist doch billig.

Ulrike Guérot: Da wollen wir hin!